Review: Feuerschwanz – Memento Mori

Erscheinungsdatum: 30.12.2021

Label: Napalm Records

Genre: Mittelalter Metal

Spieldauer: 38min 55sec

Links:

Website

Facebook

Instagram

Tracklist:

  1. Memento Mori
  2. Untot im Drachenboot
  3. Ultima Nocte
  4. Rausch der Barbarei (feat. Hämatom)
  5. Krampus
  6. Feuer & Schwert
  7. Das Herz eines Drachen
  8. Rohirrim
  9.  Am Galgen
  10. Hannibal
  11. Skaldenmet

Memento Mori Cover

“Denn das Elfte Gebot gebietet zu leben, als wartet morgen der Tod, morgen schon der Tod…”
Somit sei dir der Sterblichkeit bewusst, denn Feuerschwanz nehmen uns weiter mit auf ihrer Corona Reise!
Des Hauptmanns geiler Haufen, wenn man ihn noch so nennen kann, denn dies stammt auch aus einer längst vergangenen, musikalisch aber nicht vergessenen Zeit der Band. Solange es nicht „Ave Centurio, morituri te salutant“ also „Heil dir Zenturion/Hauptmann, die Todgeweihten grüßen dich“ wird, kann ich gut damit leben.
Warum aber diese Wortspielerei im alten Rom? Denn das neue Album Memento Mori hat namentlich seinen Ursprung eben in dieser Epoche. Es gehörte dazumal zur Siegesparade, aber da ich euch später in den Liedern schon genug mit geschichtlichen Details malträtieren werde, könnt ihr euch den Ursprung auf Wikipedia durchlesen.

Ihre letzte Schlacht hat die Truppe vergleichsweise unbeschadet überstanden: Nur Sir Lanzeflott an den Kriegstrommeln, ging nach 16 Jahren im Dienst über den Jordan und wurde durch Rollo H. Schönhaar ersetzt. Ob das H dabei für “Hauptmann” oder “Hodenherz” steht, wird Teil ihres Mythos bleiben. Ich persönlich denke da eher an Horis, doch so schweifen wir schon wieder Richtung Stammbäume und Kreise der MPS Szene ab.

Ich will mich an dieser Stelle jetzt ein wenig kurz fassen. Was seit Corona und dem letzten Album geschehen ist, könnt ihr im Elften Gebot Review nachlesen, denn 17 Jahre Met & Miezen auftischen, würde die Füllung des heutigen Methornes sprengen.
So viel sei aber gesagt:
Von einigen, wenigen live Auftritten und zwei Irrfahrten in den ZDF Fernsehgarten (wobei mir die Vorstellung, das ne Omi ne Elfte Gebot CD kauft, weil ihr das Ed Sheeran Cover gefällt, immer noch Schmunzeln lässt), bekam die Band vor allem im Internet ordentlich Wind ins Drachensegel.
Sei es das epische 11:O:A, die Letzte Schlacht Show oder das wieder notgedrungene Memento Online Release. Vor allem wurden jedoch Musikvideos im römischen Scorpio Geschütztempo rausgeballert, wobei mich der neue, finstere Schubsetanz sehr beglückte.

Wohl der größte Trigger, den sie bekamen, war in der ersten Januarwoche die Chartplatzierung, die ich hier nur gebührend in voller Bildgrösse würdigen kann.

Memento Mori Charts

Gratulation, mit so einem brachialen Werk durch Abba, Adele und andere zu preschen, zeigt einiges.
Das von Hodi Spaß versprochene, Chartstürmer Cover von Abba, könnt ihr als Wettschuld hier genau ansehen.

Das Pagan/Power Metal angehauchte Artwork trägt die Richtung des letzten Albums weiter. Der kleine Auf’s Leben-Drache ist erwachsen geworden und zur Bestie digitiert (ja Digimon ftw).
Die Drachenboot-Edition brachte somit nicht nur das Digipack mit Bonus CD mit, sondern auch einen edlen Lederflachmann mit neuem Logo, einen epischen Kalender und einen Jutesack im Design. Letzterer, um noch mehr Einkäufe vom Merch Stand zum Zelt tragen zu können.

Wie schon beim letzten Album hängt der Hauptdisc ein siebenteiliger Bonus an, auf dem sie diverse Songs anderer Künstler vergewohlnötigt haben. Während mir die Auswahl der Sieben Todsünden nicht bekannt ist, durfte sich bei den Glorreichen Sieben, jedes Bandmitglied einen Song wünschen.
Diese Abwegigkeit würde ich dann in einem separaten Review behandeln.
Leider schleicht sich bei mir jedoch schon länger die Parallele zu Versengold auf:
Denn aus fröhlichem Klamauk wurde mit späteren Alben ernste Themen, wobei der auf der Strecke liegen gebliebene Schelm, auf andere Stellen abgewälzt wurde.
Bei Versengold rutsche dies definitiv in die Gosse zu Knasterbart, während Feuerschwanz jene Seite durch diese Cover zelebrieren.

1 Memento Mori
Als zweites Video kam das epische Titellied auf den Napalm Records Videoschirm.
Wie schon im Vorwort erzählt, ein Zitat, das seinen Ursprung im alten Rom hatte, jedoch auch im Mittelalter durch diverse (schweizer, Heimatbonus) Werke weitergetragen wurde.
Die Botschaft bleibt jedoch dieselbe wie aus dem Elften Gebot:

Und darum leben wir hier, darum leben wir jetzt
Memento Mori bis der Tod die Messer wetzt
Und darum leben wir hier, darum leben wir jetzt
Memento Mori, denn du nimmst nichts mit ins Grab
Bis auf deinen Sarg!

Auf’s Leben, Carpe Diem, Das Elfte Gebot gebietet zu Leben. Die wiederkehrende Botschaft von Feuerschwanz spiegelt sich auch in diesem epischen Stück wieder: Genieße das Leben, solange du kannst.
Mit dem neuen Album haben sie nicht nur einen weiteren Schritt Richtung Power/Pagan Metal gemacht, auch die Qualität der Videos, welche auf der Burgruine Niederhaus gedreht wurden, erreicht eine neue Höhe!

2 Untot im Drachenboot
Mir als Hobby Draugr gefiel das erste Video zum kommenden Album natürlich extrem gut!
Auch, wenn es kleine Fehler von wegen „Valhall wartet auf jeden Mann“ gibt, was das nordische Afterlife-System verklärt. Ja, ich hab euch gewarnt, dass ich die Hintergründe zerpflücken werde.
Draugr sind entweder ortsgebundene Wiedergänger oder Verräter/ in Ungnade gefallene Seelen, die nach Helheim gehen.
Auf jeden Fall bietet dieses morbide Zombie-Wikinger-Spektakel nicht nur im Musikvideo einiges, auch auf dem MPS Weil 2021 war es live eine riesige Party.
Wenn man dann noch die verwesten Mizeen Myu und Musch-Musch bedenkt… Ihr kennt ja Nekrophilie: Erst buddeln, dann knuddeln!
Kleiner Funfact, Hodi hat den Text an Weihnachten komponiert und auf meinen morbiden Kommentar geantwortet, ich solle mich auf das Weihnachts-Release freuen, dazu später mehr.

3 Ultima Nocte
Das letzte Musikvideo wurde Punkt Silvester veröffentlicht, wenn auch Ultima keine Fortsetzung von Prima Nocte ist… Götter, ich werde alt.
Auf Deutsch “die letzte Schlacht”, streitet Feuerschwanz weiter in den Kriegshymnen und deutet auch ein wenig auf die Drachensage von Methämmer an.
Wie schon oft wird Johannas Geige in die Melodie einer Power Metal Symphonie gesogen, welche von Hodis Screams getüpfelt werden.

4 Rausch der Barbarei (feat. Hämatom)
Der erste Song ohne Video methämmert dabei umso mehr in die harte Schiene.
Als Kooperation mit Hämatom streifen die folkmelodischen Elemente die Growls eines fast Death-anmutigen Stückes.
Sowohl die Vandalen (welche 455 Rom geplündert haben) wie auch Lindisfarne erhalten ihren Tribut in diesem Stück. Kurz und brutal, prescht die Barbarei durch dieses Stück.
PS: „Barbar“ bedeutet im Grunde nichts anderes als „Sprecher/Stotterer“. Für die Griechen machten die Sprecher anderer Sprachen nämlich unverständliche Geräusche, die wie „bar, bar, bar“ klangen.

5 Krampus
Abseits des Weihnachtsmann Fettsackes und des ursprünglichen heiligen Sankt Nikolaus von Myra (der einmal in einem Konvent seinem Gegenüber in die Fresse gehauen hat), stellen die ursprünglichen Sagen den Krampus als Gegenstück zu frivoler Beschenkung.
Jener verging jedoch in den Regeln der Inquisition und wurde durch Knecht Ruprecht (bi mir ide Schwiz dä Samichlaus) ersetzt.
Dieser urspüngliche Schrecken bekam auf Heiligabend sein Release mitsamt Musikvideo, was zwar kurz, aber umso epischer war.
Gedreht wurde das Video in der Sophienhöhle, welches ein pestilentes (Hauptmann brachte Corona für alle) Event für die Band war.
Musikalisch hebt es sich durch seine melodiösen Parts auch erheblich ab und gehört zu meinen Favoriten des Albums, welche mir Hodi auch damals prophezeit hatte. (Siehe Untote im Drachenboot)

Der lateinische Refrain bedeutet nebenbei: Satans heiliges Lied, Gott der Hölle Krampus

6 Feuer & Schwert
Seit Sündenfrei (zum Sonderpreis) gehört die Kirchenkritik fest zu einem Song in dem Feuerschwanz Album Arsenal. Die Thematik der Christianisierung gab es schon Zuhauf; es ist nichts Neues, doch hat auch dieses Stück einen guten Mitmach-Teil und vor allem das Gitarrensolo von Hans reißt einiges in der Mitte des Tracks.

Und mit Feuer und Schwert kamen sie über’s Meer
Um mit Feuer und Schwert uns zum Kreuze zu bekehren
Doch wir waren Götter, wir waren Krieger
Und wir haben uns gewehrt, mit Feuer und Schwert

7 Das Herz eines Drachen
Wie die Kirche, hat auch eine Ballade ihren festen Platz in den Tracklists gefunden.
Einer der ersten war ja damals Hodis episch traurige Ballade über den Verlust seiner Mutter.
Diesmal öffnet sich jedoch der Hauptmann und besingt seinen und wohl auch viele andere Väter. Zudem findet auch das Thema Kriegstrauma Einzug, was sehr zum Real-Life-Beruf von Peter/Hauptmann passt.
Nach all der Schlacht und Metal-Knüpplei, bietet diese Ballade einige Gänsehautmomente, während sie sich in Hans’ wunderschöner Melodie verliert.

8 Rohirrim
Wir schweifen in das Tolkien-Universum ab, denn wer kennt schon nicht die Reiter Rohans?
Auffallend ist vor allem die Anspielung auf den Herr der Ringe Soundtrack in der Bridge des Songs.
Passend drücken hier natürlich mehr ihre folkigen Instrumente durch den Track, der Refrain besteht vor allem aus Filmzitaten.

Und darum reitet, Rohirrim, bis ans Ende dieser Welt
Ein Schwerttag, ein Bluttag, wenn Schild und Speer zerschellt
Ja, darum reitet, Rohirrim. Reitеt aus im Morgenrot
Eh die Sonne stеigt, habt keine Angst vorm Tod

9 Am Galgen
Wieder ein eher frei thematisches Lied über den Tod am Galgen. Der Hauptmann hält hier die Lyrics, wobei mich der Song zwar unterhält, jedoch auch bei mehrmaligen Durchhören nicht wirklich im Gedächtnis bleibt. Ein wenig den Querverweis an frühe Vogelfrey Lieder drängen sich mir jedoch auf, speziell das Zwölf Schritte Zum Strick Album.

10 Hannibal
Eine eher merkwürdige Version des obligatorischen Liebessongs. Power und Rhythmus kommen von Hodi, doch verbirgt sich mir der Sinn, wie man Hannibal, der Rom fast in die Knie gezwungen hat, mit der Eroberung einer Frau gleichsetzen kann.
Das Lied hat zwar einen Rhythmus und geht ins Blut mit den Riffs, gehört für mich aber eher zu den Schwächeren des Albums.
In guter alter Spielmannsmanier werden auch ein paar Dinge überzeichnet dargestellt, wie meist die Grösse des Phallus oder vernichtete Metfässer. Denn von den 1000 besungenen Elefanten, gab es damals genau 37.
Erwähnenswert finde ich noch, das hier die Geschichte in den frühen Jahren Roms angesiedelt ist, welche der letzte Schrecken der aufsteigenden Weltmacht war und somit wieder mit dem Albumtitel anbandelt.

11. Skaldenmet
Zuletzt jenes, welchem einem Trinklied am nächsten kommt. Wird die Sage um den Skaldenmet grob umrissen, wenn sich auch kleine Fehler eingeschlichen haben.
Der ruhigere Song wird vom Hauptmann getragen und teils von Hodis Screams begleitet, wobei auch Hans wieder sein Gitarrensolo bekommt.
So wie der Song ausklingt, endet auch das Album ein wenig mit melodischem Anstossen. Hier noch eine kleine Berichtigung, was die textlichen Inhalte angeht, je nach Überlieferung ist jedoch auch die Sage nicht immer eindeutig.
– Der Skaldenmet war Ursprünglich der Speichel der Götter, mit Blut singt sich halt einfach besser.
– Die Sage findet nach dem zweiten (ja es gab zwei) Wanenkrieg statt und führte nicht zu einem.
– Die Macht der Runen haben nichts mit dem Met gemein, diese erhält man, wenn man sich sieben Tage an Yggdrasil pfählt.
– Odin erhielt die drei Schlucke für drei! Nächte bei Gunnlöð, nicht nur einem kurzen Nümmerchen.

Ich hab euch am Anfang gewarnt, dass ich vor allem mythologische und historische Fakten gerne zerwühle.

Fazit:
Das wohl härteste, Power Metal aufgepumpte Werk des Hauptmanns geilem Haufens hat die letzten Reste infantilen Humors abge(kopf)schüttelt.
Ob nun Corona oder der finsteren Thematik geschuldet, fehlt der alte Feuerschwanz Schelm komplett, wurde jedoch durch ein brachiales Musikwerk der Power/Pagan Metal Höhen ersetzt.
Vor allem die erste Hälfte ist ein dichtes Kampfgetümmel aus epischen Hymnen, welche nur darauf warten, auf die ersten Festivalschlachten geführt zu werden!
9/10 Vanitas für dieses morbid epische Metalwerk!

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*